„Kiezverbunden“ – ist wohl das Wort, das den Händler am sichersten beschreibt. Ich treffe ihn in „seinem“ Laden, wo er vollkommen konzentriert ein großes Bild rahmt. Es ist eigentlich nicht mehr sein Laden, denn offiziell ist er im Ruhestand und macht hier eine Urlaubsvertretung. Vom Ruhestand ist Rainer Frohloff jedoch weit entfernt.

Eine Fotografenausbildung war der Grundstock mit dem Rainer Frohloff sein Berufsleben begann. Unmittelbar danach eröffnete er seinen Fotografieladen am Ostpreußendamm. Handel hatte ihn schon immer interessiert und so begann er sich autodidaktisch als Händler zu etablieren. Nach 25 Jahren zog der Laden an die Lankwitzer Straße um, wo er auch heute noch zu finden ist. 45 Jahre hat er sich aktiv um diesen Laden gekümmert, dabei aber immer das Wesen des Handels an sich im Blick gehabt. Schnell hatte er erkannt, dass ein Laden mehr braucht als zufriedene Kunden, um sich in der Landschaft der Gewerbetreibenden zu behaupten. Rainer Frohloff beobachtete und erkannt bald die Problematik, die sich aus der fortschreitenden Digitalisierung für den Einzelhandel ergaben. Erkannte, dass alle Branchen der Gewerbetreibenden von der Entwicklung des Internets, des Onlinehandels und der Bequemlichkeit der Kundschaft betroffen sind. 

Eine Idee musste her, die die Chance birgt, den virtuellen und lokalen Handel auf beiden Ebenen zu bedienen. So entstand Anfang 2017 die Idee für WebKiez.de – eine Internetplattform, die weit mehr als eine virtuelle Geschichte ist. Webkiez.de ist eine Symbiose aus stationärem und online Handel. Teilnehmende Händler können sowohl im Laden als auch auf der Internetseite gefunden und angesprochen werden. Dem Kunden wird ermöglicht über die Internetpräsenz in mehreren Läden zu bestellen, bekommt aber nur eine Lieferung und eine Rechnung. Einfacher geht’s kaum. Entlastung der Innenstädte, Stärkung des lokalen Handels, Gemeinschaftsbildung im Kiez … die Liste der Vorteile für alle Beteiligten ist lang. Herbert Haberl, Hendrik Tesche und Rainer Frohloff sind die Gründer dieser Idee, die bei dem BPW-Buisinessplan-Wettbewerb 2018 in die Auswahl der drei besten Geschäftskonzepten kam und als einziger Finalist für den Bereich Handel/Commerce gewählt wurde. 

Was hier kurz beschrieben ist, hat natürlich einen langen Vorlauf. Unzählige Kontakte mussten geknüpft werden, Netzwerkpartner gefunden und nicht zuletzt Händler überzeugt werden, dass diese Idee zukunftsträchtig und wegweisend ist. Es ist sehr viel Arbeit, bis sich bei solch einem Modell zum einen ausreichend Händler beteiligen und es zum anderen so bekannt wird, dass es von Kunden zum Vorteil erkannt und genutzt wird. Lankwitz-Lichterfelde und Stuttgart sind die ersten Kieze, in denen es läuft und weitere haben Interesse bekundet.  

Eine weitere Sache hat Rainer Frohloff sehr bald erkannt: Handel und gesellschaftliches Leben sind nicht zu trennen. Jede gesellschaftlich Veränderung wirkt sich auf den Händler aus und so ist er gut beraten, sein möglichstes beizutragen, um seinen „Kiez“ zu fördern. Was bietet sich dazu besser an als ein großes Fest: Das Seydlitzstraßenfest findet am Samstag, den 1. September 2018 zum fünften Mal statt und der Organisator ist nicht zufällig der WebKiez.de. „Am Standort Zukunft „WebKiez-Genial Lokal“ treffen sich Anwohner, Händler und Dienstleister zum Gedankenaustausch bei einem bunten Rahmenprogramm. Live Musik, Bühnenprogramm, Speisen und Getränke bei tollen Angeboten der gewerblichen Teilnehmer garantieren einen unterhaltsamen Nachmittag.“ liest man in der Festbeschreibung – eine gute Gelegenheit also „seinen“ Händler einmal persönlich kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen und gute gemeinsame Zeit zu verbringen. 

Zukunftsweisenden Projekten steht Rainer Frohloff sehr offen gegenüber und freut sich auch die künftige Kundschaft, die Kinder- und Jugendlichen im Kiez zu unterstützen. Ein solches Projekt beginnt am gleichen Tag des Seydlitzstraßenfestes. ExperiDay! ist ein Spendenprojekt über die Plattform betterplace.org. Der Grundgedanke: Bildung beugt Armut vor! Kindern und Jugendlichen soll Zugang zu Bildung weit über Schule hinaus geboten werden. Jede Spende hilft dabei, die Chancen der Kinder auf gute Bildung und somit auf ein Leben ohne Armut zu steigern. Ein Projekt, dass Kindern- und Jugendlichen wissenschaftliche Bildung im Rahmen der Freizeit begleitet durch Fachkräfte näher bringen soll. Dieses Projekt ist im KiJuNa angesiedelt, dass im sozialen Brennpunkt der Thermometersiedlung liegt. Die Thermometersiedlung am südlichen Stadtrand von Berlin gehört zu den ärmsten Kiezen der Stadt. Auch hier die Intention des Händlers, dass Armut und Handel so gar nicht zusammenpassen und so freut sich Rainer Frohloff ExperiDay! nach besten Kräften zu unterstützen.

Rainer Frohloff ist sich der Schnittstelle des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handels bewusst. Auch wenn wir ihn nicht mehr hinter der Ladentheke treffen, so doch überall dort, wo sich Handel und Gesellschaft zukunftsweisend verbinden lassen. Beim Seydlitzstraßenfest, wo das Projekt ExperiDay! vorgestellt wird, treffen Sie ihn von 13.00 – 19.00 Uhr ganz gewiss, denn – Rainer Frohloff rahmt nicht nur Bilder, sondern gibt seiner Vorstellung zukunftsweisenden Handelns einen fruchtbaren Rahmen.

Anna Schmidt

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